Auf OP-Online (Offenbach Post) erschien am 02.03. dieser Bericht von Dieter Kögel:
IG-Fluglärm will weiter Druck machen
In der ersten Reihe von links nach rechts: Die Landratskandidaten Thorsten Stolz (SPD) und Reiner Bousonville (Grüne), der Hanauer Stadtrat Andreas Kowol und Prof. Dr. med. Thomas Münzel
Im Hanauer Boten in Facebook erschien am 06.02.2017 folgendes Bild mit Artikel:
Thomas Münzel in der Diskussion mit dem Publikum im Anschluss an seinen Vortrag. (Foto: Greiner)
+++ Fluglärm als Gesundheitsrisiko +++
Prof. Dr. Thomas Münzel referiert auf Einladung der IG Fluglärm im Brockenhaus
Hanau (hgr). „Lärm macht Herz und Seele krank“ – so die Feststellung von Professor Dr. Thomas Münzel von der Universitätsklinik Mainz bei seinem Vortrag mit dem gleichen Titel am vergangenen Mittwochabend. Dabei beschränken sich die schädlichen Wirkungen laut dem Mediziner nicht nur auf Ärger, Erschöpfung oder Stresssymptome, die Wohlbefinden und Lebensqualität dauerhaft beeinträchtigen. Mit dem Lärm seien viel mehr auch gravierende gesundheitliche Gefahren verbunden, wie verschiedene wissenschaftliche Studien zur Lärmwirkungsforschung immer wieder belegten.
Fluglärm wird, spätestens seit dem letzten Ausbau des Frankfurter Flughafens und der Einweihung der Nordwest-Landebahn im Herbst 2011, in Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis zunehmend als Belastung empfunden, wie auch die nahezu jeden Montag stattfindenden Proteste am Frankfurter Flughafen zeigen, wo Menschen aus der gesamten Region für spürbare Verminderungen bei den Belastungen und ein erweitertes Nachtflugverbot kämpfen. Vor wenigen Tagen hatten an der 200. Kundgebung weit über 1.000 Lärmgeplagte, unterstützt von zahlreichen Politikern, teilgenommen.
Um die gesundheitlichen Folgen zu erörtern, hatte die Interessengemeinschaft Fluglärm Hanau-Kinzigtal mit Thomas Münzel, renommierter Professor für Kardiologie und Angiologie (Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen), einen Experten eingeladen, der sich seit vielen Jahren intensiv mit den Gesundheitsgefahren durch Fluglärm befasst.
Münzel verwies auf „eindeutige Befunde“, dass gerade nächtlicher Fluglärm bei Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung oder einem entsprechend erhöhten Erkrankungsrisiko zu ansteigendem Blutdruck und verminderter Schlafqualität führe. Dies könne letztendlich Herzinfarkte oder auch Schlaganfälle hervorrufen. Zudem bestünde, wie weitere Untersuchungen nahelegen, wohl auch ein Zusammenhang von Lärmbelästigungen und psychischen Erkrankungen, wie etwa Angststörungen oder Depressionen. Die Resultate der von Münzel zitierten Feld-Untersuchungen zum Schlafverhalten und zur Auswirkung des Lärms auf die Blutgefäße ließen darüber hinaus erkennen, dass es keine Gewöhnung an Fluglärm geben könne.
Konsequente Lärmminderung sei, so die Folge seiner Ausführungen, eine dringende Aufgabe für die politisch Verantwortlichen sowie für die Planung im Main-Kinzig-Kreis und den jeweiligen Kommunen, appellierte Münzel auch an die anwesenden Lokalpolitiker, darunter Stadtrat Andreas Kowol (Grüne) sowie die Landratskandidaten Rainer Bousonville (Grüne), Thorsten Stolz (SPD) und Srita Heide (CDU).
Nach Abschluss des Vortrags erhielt das Publikum die Gelegenheit, sich mit Fragen und Beiträgen einzubringen. Hier wurden die verwendeten Anflugverfahren und die hiermit verknüpften Anflughöhen sowie die Möglichkeiten für ein erweitertes Nachtflugverbot diskutiert. Zahlen von Fraport zu angeblich geringen Auswirkungen des Flughafens auf Mensch und Umwelt wurden dabei aus dem Publikum heraus als „alternative Fakten“ charakterisiert.
Bei der geäußerten Kritik wurden auch die politisch Verantwortlichen auf Landesebene, wie der verantwortliche Minister Tarek Al-Wazir (Grüne), nicht ausgespart. Zudem wurde hinterfragt, „was unsere Politiker denn gegen Fluglärm tun“. So geriet die Diskussion an diesem Punkt doch ein wenig aus den Fugen, da der Landratskandidat der Grünen, Rainer Bousonville, sich gegen das vermeintliche „Minister-Bashing“ – auch von Seiten des Vortragenden – wendete. Münzel begründete seine Kritik an Al-Wazir damit, dass sich der Minister über eine Lärmwirkungsstudie, die in einer renommierten medizinischen Fachpublikation auf europäischer Ebene erschienen sei, öffentlich lustig gemacht habe. Dagegen setze er sich als Reaktion entschieden zur Wehr, so Münzel.
Abschließend konnte Stadtrat Kowol, der auch in der Fluglärmkommission sitzt, die Wogen etwas glätten, indem er seine Arbeitsschwerpunkte und Zielsetzungen in diesem Bereich schilderte. Aus seiner Sicht müsse der Lärm dringend reduziert werden, Obergrenzen halte er daher nicht für besonders zielführend. Ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr könne ohne Weiteres erreicht werden, da sich die Anzahl der Flugbewegungen in den letzten Jahren nicht erhöht habe und ausreichend Kapazitäten zur Verfügung stünden. Nicht-systemrelevante Flüge können sowohl im Frachtsektor als auch bei Ferienfliegern oder im Bereich der innerdeutschen Flüge problemlos in den Tagesbereich verlegt werden. Außerdem sollte es zu einem „Belastungsausgleich in der Region“ durch geänderte Anflugverfahren und -routen kommen.
Im Neuen Landbote (Internetzeitung für Rhein-Main und Mittelhessen) erschien der Bericht mit Bildern am 06.02.2017.
Im Vorsprung (Internetzeitung, Nachrichten aus der Region Main-Kinzig) erschien der Bericht mit Bild am 05.02.2017.
In Erlensee Aktuell (Online Magazin für Erlensee und Umgebung) erschien der Bericht mit zwei Bildern am 06.02.2017.
Im Rodenbach-Kurier (Abo-Print-Zeitung für Rodenbach) erschien der Bericht ebenfalls mit Bildern am 07.02.2017.
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