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Flörsheimer zeigt Stefan Schulte wegen Fluglärm an: „Ich bin von Fraport krank geworden“
29.05.2013 – FLÖRSHEIM
Von Peter Kämmerer
Erich Zielke ist es einfach leid. Seit Jahren schon leidet der Flörsheimer aus der Philipp-Schneider-Straße unter dem Krach der Flugzeuge. Doch spätestens, nachdem die neue Landebahn ihren Betrieb aufgenommen hat, ist der 71-Jährige überzeugt: „Ich bin von Fraport krank geworden.“ Herzschmerzen, Vorhofflimmern, Bluthochdruck – Zielke hat es sich ärztlich schwarz auf weiß diagnostizieren lassen, woran er leidet. Und auch, wer daran schuld ist: der Fluglärm, der gerade in der Nähe des neuen Friedhofs unerträglich sein kann. Verantwortlich wiederum dafür ist Flughafenbetreiber Fraport.
Dessen Chef Stefan Schulte könnte demnächst möglicherweise Post von der Wiesbadener Staatsanwaltschaft bekommen. Erich Zielke hat den Fraport-Boss via seine Frankfurter Rechtsanwälte angezeigt – wegen versuchter und vollendeter Körperverletzung. Die Staatsanwaltschaft in Wiesbaden bestätigte, dass die Anzeige am Mittwoch eingegangen ist. Nun werde geprüft, ob Ermittlungen eingeleitet werden, teilte ein Sprecher der Behörde auf Nachfrage mit.
Gutachten des Mainzer Universitätsprofessors Volker Erb
Auch wenn noch längst nicht klar ist, welche juristischen Konsequenzen die Anzeige haben wird, setzten Zielkes Anwälte darauf, dass sie mit ihrem Vorstoß Erfolg haben werden. „Die Staatsanwaltschaft wird die Ermittlungen aufnehmen müssen“, zeigt sich Rechtsanwalt Marko R. Spänle, Partner der Frankfurter Rechtsanwaltsgesellschaft LSS Rechtsanwälte, überzeugt. Große Hoffnungen setzen die Juristen darauf, dass die erst jüngst veröffentlichten medizinischen Gutachten, die gravierende gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Fluglärm belegen, Eingang in die Bewertung durch die Staatsanwaltschaft haben wird. Gleich mehrere Aktenordner umfasst die elf Seiten umfassende Strafanzeige. Und es ist nur die Erste von „rund zehn“ weiteren, wie Rechtsanwalt Spänle auf Nachfrage bestätigt: Weitere Anzeigen von Bürgern aus Flörsheim und Frankfurt-Sachsenhausen, die in die gleiche Richtung abzielten, seien bereits in Vorbereitung.
Darin enthalten ist auch das bislang unveröffentlichte Gutachten des Mainzer Universitätsprofessors Volker Erb, der nach Angaben von Zielkes Anwälten zu dem unmissverständlichen Schluss gelangt, dass am Tatvorsatz für eine Körperverletzung durch Fraport-Chef Schulte „keine vernünftigen Zweifel“ bestehe. Volker Erb selbst war für eine Stellungnahme am Mittwoch nicht erreichbar.
Vermehrte Wirbelschleppenvorfälle in jüngster Vergangenheit
Die zweite Argumentationslinie der Anwälte bezieht sich darüber hinaus ganz konkret auf die vermehrten Wirbelschleppenvorfälle in jüngster Vergangenheit. Hier stützt sich die Anzeige auf den Umstand, dass der Planfeststellungsbeschluss zum Bau der Nordwestbahn mit nicht korrekt erstellten Gutachten „erschlichen“ worden sei, was ebenfalls zu einer strafrechtlichen Verantwortung führen müsse.
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